Lyocell eine Alternative zu Baumwolle?
Ist mit Baumwolle grüne Mode möglich?
Da schließt sich auch eine andere Frage an: Ist Lyocell eine Alternative zu Baumwolle und macht damit grüne Mode möglich? Schon vor einem Jahrzehnt wurde über die Faser aus Holz berichtet (Die Zeit). Es begann die Zeit des Umdenkens. Da wurde ein Trend Richtung grüne Mode eingeläutet. Wobei vermehrt neue Materialien als Ersatz für das “weiße Gold” Baumwolle ins Spiel gebracht werden. Nicht überraschend, dass hier Lyocell als Option in Betracht gezogen wurde. Denn schon im Jahre 2000 wurde Lyocell als Alternative zu Baumwolle der Europäische Umweltpreis verliehen. Dies auch deshalb, weil die schwerwiegenden Folgen von Baumwolle für Mensch und Umwelt immer transparenter wurden.
Baumwolle braucht viel Wasser, Land und Pestizide
Obwohl Baumwolle nur ca. 3% der landwirtschaftlichen Flächen weltweit ausmacht, werden dafür 25% der weltweit verbrauchten Pestizide eingesetzt. Zudem verbraucht der Anbau enorm viel Wasser – je nach Region bis zu 10.000 Liter für ein Kilogramm. Denn “Baumwolle ist durstig” (s. Global2000). Europa verlagert das somit das Umwelt Problem. Mehr als 80% des Wasser-Fußabdrucks der in Europa konsumierten Baumwolle wird ausserhalb der EU generiert. Weltweit bauen in 80 Länder Baumwolle auf einer Fläche von 33 Millionen Hektar an. Zudem setzen die Farmer genmanipuliertes Saatgut, umweltschädigende Pestizide und Düngemittel ein. Besonders in Ländern wie den USA, Brasilien und Australien wird die Naturfaser in Monokulturen – meist eine genetisch manipulierte Spezies – angebaut.
Was ist Lyocell?
Der österreichische Faserkonzern Lenzing hat in letzten 30 Jahren diese neue Faser zur Marktreife entwickelt. Grund genug, dass weltweit dieser Faser nun eine neue Gattung – nämlich Lyocell zugeordnet wird. Das heisst gemäß Textilkennzeichnung ist der Hersteller von Textilien verpflichtet, bei Verwendung die Faser auch im Etikett zu vermerken.
Obwohl stark wachsend ist der Anteil der Faser um die 2% der derzeit weltweit produzierten Baumwolle. Im Vergleich zu anderen Naturfasern wie Baumwolle, Seide, Wolle und Leinen ist Lyocell relativ unbekannt (ORF). Deshalb vermarktet der Pionier von Lyocell – die Lenzing AG – diese sehr intensiv unter der Marke TENCEL™.
Die Herstellung von Lyocell ist einfach und umweltfreundlich
Da Lyocell aus dem Naturprodukt Cellulose aus Holz besteht, wird zuerst das Holz zu Schnipseln zerkleinert. Beim sogenannten Zellstoff Prozess – der auch zur Papier Herstellung zum tragen kommt – trennt man die Zellulose von Lignin und anderen Bestandteilen des Holzes. Von dem Rohmaterial Zellstoff startet der eigentliche Lyocell Prozeß.
Der Zellstoff wird mit Wasser und einem Lösemittel zu einem Brei vermengt. Durch Erhitzen wird der Masse das Wasser entzogen, die Zellulose löst sich und es bildet sich eine Spinnlösung. Diese wird gefiltert, durch Spinndüsen in das Spinnbad gepresst. Dort bilden sich die Fasern, die anschließend getrocknet werden. In der Textilindustrie verwandeln Spinnereien die Fasern zu Garnen. Durch Weben oder Stricken und anschließendem Färben gelangen wir zu den Textilien für Bekleidung oder Bettwaren.
Die Lyocell Faser ist auch deshalb eine Alternative zu Baumwolle, weil sie auch aus Zellulose besteht. Zur Herstellung benötigt sie jedoch eine 10 bis 20-fach geringere Wassermenge. Zieht man den Vergleich auf die Anbaufläche, dann ist auch der Flächenertrag zehn Mal höher als bei Baumwolle. Beispielsweise benötigen wir für 1 T-Shirt aus Baumwolle ca. 6 m² Boden 1 T-Shirt, aus Lyocell können 10 t-Shirts gefertigt werden.
Genügend Rohstoff Holz vorhanden
Wir verwenden Holz normalerweise für Bau, Möbel und Papier oder Energiegewinnung. Beispielsweise benötigen wir alleine für Papier und Pappe jährlich mehr als 400 mio to Holz. Der weltweite Fasermarkt zur Herstellung von Bekleidung, Heim- und technischen Textilien beträgt ca 107,5 mio to. Für die Herstellung von Fasern aus Holz wie Viskose, Modal, Cellulose Acetat oder Lyocell benötigt man ca 7 mio to. Das entspricht lediglich knapp 2% Prozent des Anteils als für Papier und Pappe.
Ausserdem gibt es genügend Holz – sogar in Europa. Zum Beispiel stammt das Holz für TENCEL™ Lyocell der Lenzing AG aus geprüfter und nachhaltiger Forstwirtschaft. Bei dem Holz aus Europa handelt es sich um Restholz, das ansonsten nicht weiterverwertet werden könnte. Die Fasern stellt man aus Buchen- und Fichtenholz aus FSC– und PEFC-zertifiziertem Anbau in Europa sowie Eukalyptusholz aus Südafrika her. Eukalyptus beispielsweise kommt ohne künstliche Bewässerung und Pestizide aus. Und dies auf Flächen, die zum Nahrungsmittelanbau nur schlecht oder gar nicht verwendet werden können.
Bambus ist zwar auch eine schnellwachsende Pflanze und könnte als mögliche Rohstoffquelle ins Auge gefasst werden. DieVerwendung von Bambus scheitert aber an der leider nicht sehr umweltfreundlichen Gewinnung der Zellulose. Somit ist das keine Alternative zu Baumwolle.
Die Ökofaser auf Erfolgskurs
Mittlerweile hat sich die Lyocell Faser als Alternative zu Baumwolle und synthetischen Fasern etabliert. Auch deshalb, weil sie aus ökologischer Sicht als modernste Faser gilt. Darüberhinaus ist sie auch biologisch abbaubar .
Die über 100 Jahre alte Viskose – auch aus Zellulose hergestellt – stellt prinzipiell auch eine Option. Die Herstellung von Viskose bedarf jedoch einen hohen Einsatz an Chemikalien. Der Aufwand diese wieder zurückzugewinnen ist dabei sehr hoch. Dennoch ist es Lenzing gelungen Viskose umweltfreundlich herzustellen. ECOVERO™ ist der Markenname unter dem Lenzing diese Viskose Faser vermarktet.
Synthesefasern wie Nylon oder Polyester sind zwar sehr widerstandsfähig und somit für manche Anwendungen unumgänglich. Diese gewinnt man jedoch großteils aus Erdöl. Durch die schlechte biologische und aquatische Abbaubarkeit kommen sie jedoch wegen des Mikroplastik Themas ökologisch immer mehr unter Druck.
Da leitet das neue Lyocell Verfahren eine neue Ära ein. Ein organisches Lösungsmittel schafft das scheinbar Unmögliche, es löst die Zellulose auf. Gleichzeitig gewinnt man es nahezu vollständig wieder zurück. In Kombination mit dem niedrigen Wasserbedarf erzielt Lyocell daher eine deutlich bessere Ökobilanz als viele herkömmliche Fasern. Der Stern bezeichnet Lyocell als ein Highlight für grüne Mode, denn “TENCEL™ Lyocell schont die Umwelt”.
Exzellenter Tragekomfort der T-Shirts
Die Lyocell Faser ist ein perfekter Manager für Feuchtigkeit. Sie nimmt beispielsweise 50 Prozent mehr Wasser auf als Baumwolle und leitet dieses effektiv vom Körper weg. Somit ist sie die ideale Komfortfaser, weil sie generiert ein optimales Hautklima. Darüberhinaus können Bakterien nicht wachsen und unangenehme Gerüche haben keine Chance. Und all das ohne den Zusatz chemischer Stoffe. Die Faser ist durch eine besonders glatte Struktur gekennzeichnet, welche der Oberfläche einen seidigen Griff verleiht und Hautreizungen verhindert. Als weiteres Plus ist Lyocell obendrein atmungsaktiv. So steht einem komfortablen Tragegefühl nichts im Wege.
Galileo hat sich die T-Shirt aus Holz genauer unter die Lupe genommen:
Ruhiger Schlaf durch trockenes Schlafklima
Um die Körpertemperatur zu regulieren, schwitzt der Mensch während der Nacht im Durchschnitt mit 1-2 Gläsern Wasser. Die dadurch generierte Feuchtigkeit im Schlafraum kann einen “Sauna-Effekt” erzeugen. Das Feuchtigkeitsmanagement von Lyocell sorgt im Gegensatz zu Polyester für den ruhigen Schlaf. Dies verhindert auch das Wachstum unerwünschter Mikroorganismen. Beispielsweise bildet eine schlecht belüftete Matratze schnell Stockflecken oder sogar Schimmel aus. Eine TENCEL™ Lyocell Bettdecke garantiert einen optimalen Feuchtigkeitshaushalt, wodurch auch der Milbenbefall in der Bettdecke verringert werden kann.
TENCEL™ Lyocell gewährleistet somit rund um die Uhr ein trockenes Bettklima. Stellt daher den gesunden Schlaf und die nötige Hygiene sicher.
Ideal geeignet für Allergiker
Den größten Vorteil bietet ein Stoff aus TENCEL™ Lyocell für Allergiker speziell bei Bettwaren. Beispielsweise bleibt die Feuchtigkeit bei Kunstfaser wie Polyester im Stoff. Darauf wächst Schimmel, dieser bildet den Nährboden für Hausstaubmilben. Deshalb empfehlen Dermatologen Allergikern sogenannte Encasings für Matratzen. Aber TENCEL™ Lyocell entzieht dem Schimmel die Feuchtigkeit, das ist den Milben zu trocken und sie können sich nicht vermehren.
Patienten die an der seltenen Krankheit Epidermolysis Bullosa (EB) leiden testeten über mehrere Monate hinweg Unterwäsche, Pyjamas, Leggins, Steppdecken und Bettbezüge aus TENCEL™ Lyocell und waren sehr überzeugt von der Hautfreundlichkeit des Stoffes. ODEM rief 2018 zu einer Unterstützung der Patientenorganisation DEBRA auf.
Diese EB-Patienten werden auch Schmetterlingskinder genannt, da ihre Haut genauso empfindlich ist, wie ein Schmetterlingsflügel. Meist sind die Patienten Kinder, die an Hautrissen, Blasen und Juckreiz leiden. Überraschenderweise wurde gefunden, dass der Juckreiz – verursacht durch Schweiß – durch Bettwaren aus Lyocell reduziert wird.
Mittlerweile wurde auch nachgewiesen, dass Neurodermitis Patienten auch Lyocell Bekleidung und Bettwäsche präferieren. Die kühlende Wirkung ist extrem angenehm für die empfindliche Haut.
Lyocell ist vielseitig einsetzbar
Wie bereits erwähnt, besteht eine gewisse Vergleichbarkeit zwischen Baumwolle und Lyocell. Das deshalb, weil die Faser massgeschneidert werden kann. Somit ist Lyocell auf ähnlichen Maschinen, wie in der Spinnerei, Strickerei, Weberei und auch Fäberei verarbeitbar. Auch wird Lyocell häufig mit Baumwolle gemischt.
Aufgrund der benannten Eigenschaften ist Lyocell speziell dann von Vorteil, wenn es möglichst nahe am Körper getragen wird. Sei das nun als T-Shirt, Tops, Unter-, Nachtwäsche, Loungewear, … für Damen und Herren. Hier gefällt besonders die Weichheit der Textilien.
Perfektes Feuchtigkeitsmanagement verleiht beim Outdoor Sport eine wichtige Kombination an Funktionen. Auf den ersten Blick rätselhaft, denn Sportswear mit Lyocell wirkt kühlend und wärmend zugleich.
Auch bei Bettwaren ist das ideal. Bettdecken aus Lyocell sorgen für eine konstante und angenehme Temperatur, wichtig für einen ruhigen Schlaf. Jeder der jemals in Bettwäsche aus TENCEL™ geschlafen hat, wird das Körpergefühl nie vergessen. Sogar im Vergleich zu Baumwolle ist der glatte, seidige und kühlende etwas Neues. Im wahrsten Sinn des Wortes ein Erlebnis.
Textilien aus TENCEL™ Lyocell sind somit gut für den Körper und eine Option für grüne Mode.
